Reisevertrieb

TUI steigt bei RTK aus und kauft TUI Travel Star

Ein Reisebüro der Marke TUI Travel Star in Mühlhausen: Künftig gehört die Kooperation zu 100 Prozent zu TUI

Ein Reisebüro der Marke TUI Travel Star in Mühlhausen: Künftig gehört die Kooperation zu 100 Prozent zu TUI. Foto: mg

Seit Monaten war hinter den Kulissen verhandelt worden. Nun haben TUI Deutschland und die RT/Raiffeisen Touristik Group (RTG) eine Einigung erzielt: TUI wird den bisherigen Anteil von 25,1 Prozent an RTK an die Raiffeisen Touristik Group verkaufen und im Gegenzug die RTK-Anteile an TUI Travel Star übernehmen. Zustimmen muss noch das Bundeskartellamt, wie TUI in einer Pressenotiz mitteilt. 

RTK unterschreibt Unterlassungserklärung

Weiter vereinbart worden seien zudem „strukturelle und organisatorische Anpassungen“ bei RTK sowie eine Unterlassungserklärung. Mit dieser verpflichtet sich RTK, Buchungsdaten von TUI künftig nur noch vertragskonform zu verwenden. Darüber hinaus erhalte der Reisekonzern im Verlauf der weiteren Aufklärung alle relevanten Informationen rund um die Datenweitergabe von RTK an Mitbewerber FTI. 

Damit konnte TUI einen ähnlichen Deal mit RTK durchsetzen wie zuvor schon Schauinsland mit der Alpha-Kooperation. Auch da musste RTK die eigenen Anteile an der Kooperation abgeben und eine Unterlassungserklärung unterzeichnen. Sowohl TUI als auch Schauinsland hatten zuvor klargestellt, die jeweiligen Joint-Venture mit RTK nicht fortführen zu wollen. Hintergrund ist die jahrelange Weitergabe von Reisebüro-Daten durch RTK an FTI. 

TUI Travel Star: „Weichen werden neu gestellt“

Laut Benjamin Jacobi, Vertriebs- und Marketingchef von TUI Deutschland, liegen hinter den beiden Parteien „herausfordernde, aber gleichzeitig auch lösungsorientierte Gespräche“. Ziel sei es gewesen, den Reisebüros Klarheit zu verschaffen und Planungssicherheit zu geben. „Dieses Ziel haben wir erreicht und so auch den Rahmen für die Zusammenarbeit mit der RTK festgelegt“, sagt Jacobi. Durch die vollständige Übernahme von TUI Travel Star (TTS) werden zudem die Weichen neu gestellt. 

Veränderungen am Geschäftsmodell von TUI Travel Star sind Jacobi zufolge nicht geplant. „Die Kooperation ist und bleibt die perfekte Heimat für TUI-nahe Reisebüro-Inhaber mit allen Freiheiten, ihr eigenes Geschäft zu gestalten“, fügt Vertriebsdirektor Peter Wittmann hinzu. 

Positiv reagieren Wittmann und Jacobi auf das Interesse von Reisebüro-Inhabern, sich künftig an TUI Travel Star beteiligen zu wollen. „Das ist ein tolles Signal. Gemeinsam mit dem Beirat werden wir prüfen, wie wir das ermöglichen können“, so Wittmann. 

TUI-Incentives kommen über RTK-Zentrale

Die im Mai zugesagte Auszahlung der TUI Incentives für das Geschäftsjahr 2022/23 an die Reisebüros wird laut dem Unternehmen über die RTK-Zentrale erfolgen. Bis zum Ende des Geschäftsjahres 2025 wolle man RTK eine neue Rahmenvereinbarung anbieten – auch um im Interesse der Reisebüros den Blick in die Zukunft zu richten. Details dazu nennt TUI nicht. Wie RTK mitteilt seien „attraktive Konditionen“ ausgehandelt worden. 

Durch die Einigung verliert RTK weitere 350 Mitgliedsbüros. Mitte des Monats hatte Schauinsland-Reisen verkündet, Alpha und Holiday Land zu übernehmen. Im Zuge dieses Deals verlassen rund 900 Reisebüros die RTK-Kooperation.  

RTK-Geschäftsführer Thomas Bösl zieht dennoch ein positives Fazit der Verhandlungsergebnisse. Es sei eine „Win-Win-Win-Situation für die RTK-Büros, RTG und TUI“ geschaffen worden. Sie biete eine tragfähige Basis, „um den Blick nach vorn zu richten und die Partnerschaft zwischen TUI Deutschland und RTK fortzusetzen“, so Bösl. Gleichzeitig könne man die Weiterentwicklung der RTK mit der klaren Gesellschafterstruktur im Rücken „nun mit voller Kraft angehen“. 

 

Ute Fiedler, Matthias Gürtler