Reisevertrieb

Best Ager: Großes Marktpotenzial für Reisebüros

Best Ager gehen gern auf Reisen und wollen gut beraten werden. Foto: dmbaker/iStock

Best Ager gehen gern auf Reisen und wollen gut beraten werden. Foto: dmbaker/iStock

Hüseyin Baraner (TCWTF) und Anke Budde (ASR) auf der Tagung in Bingen. Foto: rie

Hüseyin Baraner (TCWTF) und Anke Budde (ASR) auf der Tagung in Bingen. Foto: rie

Die Tourismusbranche muss sich in den kommenden Jahren stärker auf die so genannten Best Ager einstellen und für diese Zielgruppe passgenauere Reiseangebote schaffen. Dabei kommt den Reisebüros wegen ihrer Beratungskompetenz eine zentrale Rolle zu. Dies sind die zentralen Botschaften der „Rhein 66 Best Ager Konferenz“, die am Donnerstag zum ersten Mal in Bingen am Rhein stattfand. 

Auf Einladung der Stadt Bingen nahmen rund 50 Vertreter von Veranstaltern, Reisebüros, Leistungsträgern und Destinationen an der Fachtagung im Rheintal-Kongress-Zentrum teil. Organisiert wurde sie vom Twin Cities World Tourism Forum (TCWTF) mit Unterstützung der Reisebüro-Kooperation RTK und dem Mittelstandsverband ASR.

2024 sind 27 Millionen im Rentenalter

TCWTF-Generalsekretär Hüseyin Baraner wies auf das riesige Marktpotenzial älterer Urlauber für die Reisebranche hin. „2034 werden wir in Deutschland 14 Millionen mehr Rentner haben als heute. Fast 27 Millionen Menschen werden in zehn Jahren älter als 67 Jahre sein“, verwies der erfahrene Touristiker und RTK-Berater auf eindeutige Statistiken und folgerte: „Wir werden sehr viel tun müssen, um diese Gäste zufriedenzustellen und müssen die richtigen Programme für ihre Bedürfnisse auflegen.“

In die gleiche Kerbe schlug Hanna Kleber, PR-Expertin und Präsidentin des Corps Touristique. „Best Ager wollen ihren Ruhe- und Wohlstand genießen und sie haben die Zeit und das Geld dazu.“ Sie seien aber eine sehr heterogene Zielgruppe, die man grob in „junge“, „aktive“ und „passive“ Best Ager einteilen könne. „Diese haben ganz individuelle Bedürfnisse – zum Beispiel, was Komfort und Service angeht.“ Und genau da komme der stationäre Vertrieb ins Spiel: „Die brauchen eine gute Beratung und dafür ist das Reisebüro der beste Ansprechpartner“, so Kleber.

Maßgeschneidert statt 08/15

Was dies konkret heißt, konnten die anwesenden Reiseberater auf der Tagung erfahren. „Oft geht es dabei um Gesundheits- und Sicherheitsbedenken, Fragen zu medizinischer Hilfe oder Sprachbarrieren“, erläuterte Hanna Kleber. Themen sind auch die Ausstattung oder Angebote der Unterkünfte vor Ort, wie aus einer Podiumsdiskussion mit Selcuk Yamac vom türkischen Hotel Maxeria Blue Didyma hervorging: „Wir haben zum Beispiel spezielle Angebote für Großeltern, die außerhalb der Saison im Winter mit ihren Enkeln Urlaub machen wollen.“

Dies ist auch genau eines der momentan wichtigen Motive, die Best Ager und Senioren zum Reisen motivieren, unterstrich Hüseyin Baraner. Weitere Trends seien unter anderem Aktivitäten wie Radfahren, Nostalgie und Erinnerungen, Kulinarik sowie Gesundheit und Wellness.

In letzterem Feld ist insbesondere der Spezialveranstalter Fit Reisen aktiv. „Best Ager sind die größte Zielgruppe bei uns“, sagte die langjährige Geschäftsführerin Claudia Wagner auf der Tagung und konnte die anderen Experten hinsichtlich der Anforderungen nur bestätigen: „Unsere Kunden wollen nicht 08/15, sondern maßgeschneiderte Pakete.“

Gute Infos für den Counter wichtig

Um Best Ager in dieser Hinsicht optimal zu beraten, müssten Reisebüros aber auch entsprechend informiert werden, forderte ASR-Chefin und Reisebüro-Inhaberin Anke Budde. „Meine Bitte an die Destinationen und Hotels ist: Wir brauchen Ihren Input und Ihre Unterstützung sowie eine Partnerschaft auf Augenhöhe.“

Touristikexperte Baraner hob hervor, dass viele Destinationen inzwischen „gut informieren“ – und versprach, dass es künftig noch besser werde: „Rund 200 attraktive Destinationen bereiten sich auf die Best Ager vor und werden ihnen künftig tolle Reiseangebote unterbreiten.“ Dazu kommt, dass die Fachtagung künftig regelmäßig stattfinden soll – das nächste Mal im Juli 2025.

Dass der Verkauf aber auch jetzt schon funktioniert, beweist Irina Hauerhof aus Greven. Die junge Inhaberin hat ihr Reisebüro „Leo-Reisen“ erst im vergangenen Jahr eröffnet und registriert bei ihren Kunden schon einen Best-Ager-Anteil von 40 Prozent. „Und der Trend zeigt weiter stark nach oben.“

Thomas Riebesehl