Reisevertrieb

TVG: Wie geht es nach der FTI-Pleite weiter?

Viele Sonnenklar-TV-Büros sind von massiven Provisionsausfällen betroffen

Viele Sonnenklar-TV-Büros sind von massiven Provisionsausfällen betroffen. Foto: TVG

Die FTI-Pleite und ihre Folgen: Was passiert mit dem Reisebüro-Franchise-System Touristik Vertriebsgesellschaft (TVG)? Es gehört jeweils zu 50 Prozent der FTI Group und der Raiffeisen Vertriebs GmbH. Die drei Reisebüro-Marken der TVG sind Sonnenklar-TV, 5-vor-Flug sowie Flugbörse. Zum Franchise-System zählen aktuell rund 220 Reisebüros.

Wer steigt bei TVG ein?

Wie geht es nach der FTI-Pleite nun weiter? Aus Insider-Kreisen hört man, dass TVG wohl zu 100 Prozent von Raiffeisen Tours (RT-Reisen) übernommen werden soll. Dazu sollen bereits Gespräche zwischen den Geschäftsführungen stattfinden. Birgit Aust, Geschäftsführerin von TVG, kommentiert gegenüber touristik aktuell: „Das stimmt nicht. Im Falle des Falles würde nur der vorläufige Insolvenzverwalter mit RT-Reisen sprechen.“

Provisionsausfälle von bis zu 150.000 Euro

Die Pleite des Münchner Veranstalters sorgt derzeit in vielen TVG-Büros für Mehrarbeit und Existenzangst. Einige Büros kämpfen dabei um das wirtschaftliche Überleben. Denn laut Birgit Aust liegt der FTI-Buchungsanteil in den TVG-Büros im Schnitt bei 40 Prozent. Inhaber berichten gegenüber touristik aktuell von zu erwartenden Provisionsausfällen von bis zu 150.000 Euro. Ein Reisebüro-Inhaber gibt einen Blick in die Zukunft: „Wirtschaftlich werde ich es wahrscheinlich überleben. Allerdings nur, wenn mir die Kunden auch künftig die Treue halten.“

Manche TVG-Reisebüro-Partner denken derweil darüber nach, das Franchise-System zu verlassen. Ein Inhaber verrät, dass Kooperationen wie Best-Reisen oder Alpha Alternativen wären. Andere Franchise-Nehmer von TVG führen bereits Gespräche mit diversen Vertriebsorganisationen.

Wechselwillige Franchise-Nehmer

Ein kurzfristiger Wechsel von TVG zu einer anderen Vertriebsorganisation ist laut einiger Franchiser-Partner möglich. Der Hintergrund ist folgender: Im Franchise-Vertrag von TVG wird FTI als Leitveranstalter genannt. Bei diesem müssen Franchise-Nehmer fortlaufend einen gewissen Umsatz erzielen, sonst erhöht sich die Franchise-Gebühr. Nun ist dieser Leitveranstalter weggebrochen und der Vertrag kann einseitig nicht erfüllt werden.

Laut Birgit Aust hat TVG den Franchise-Partnern bislang „aktiv“ kein Sonderkündigungsrecht eingeräumt. Man muss aber auch sagen, dass viele Reisebüro-Partner an ihrem Franchise-System hängen und besonders die starke Marke Sonnenklar TV weiter nutzen möchten. Wie hoch der Wechselwille innerhalb der Franchise-Nehmer von TVG ist, wird sicher auch damit zusammenhängen, wie schnell die Vertriebsorganisation ihren Partnern eine erfolgsversprechende Perspektive bieten kann.

Neben Zukunftsängsten ist der Stress in den TVG-Büros aktuell hoch. Immens viele Kundenanfragen müssen beantwortet und Probleme gelöst werden. Die unvergütete Mehrarbeit geht dabei vielen Reisebüro-Mitarbeitern an die Substanz. „Ich arbeite momentan täglich neun Stunden im Büro und bis zu drei Stunden jeden Morgen und auch abends“, so ein Reisebüro-Inhaber. Ein weiterer Kollege berichtet von einem 18-Stunden-Arbeitstag.

Arne Hübner