Reisevertrieb

Booking.com: Reiseportal reagiert auf den Druck der EU

Stand von Booking auf der ITB

Stand von Booking auf der ITB. Foto: ITB

Der Reisegigant Booking könnte mittelfristig an Macht verlieren: Aus Sicht der Europäischen Kommission erfüllt die Holding die Rolle als „Gatekeeper-Plattform“ im Sinne des Digital Markets Act (DMA). Das bedeutet: In den nächsten sechs Monaten muss das Hotelportal alle Gebote und Verbote eines Gatekeepers umsetzen.

Eine mögliche Auflage, zu der eine abschließende EU- Rechtsprechung allerdings noch ausstand, hat Booking nun selbst erfüllt: Das Portal verabschiedet sich zum 1. Juli europaweit von der so genannten Bestpreisklausel. Dahinter stand die Forderung an Hotelpartner, Booking die jeweils besten Tarife zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus soll das Portal künftig Daten, die über Inserate gewonnen werden, stärker mit den auftraggebenden Hoteliers teilen.

Gewaltige Marktmacht von Booking

Hintergrund des Drucks durch die EU ist die anhaltende Kritik an der gewaltigen Marktmacht von Booking. Europäische Hoteliers seien mit „viel zu vielen“ unfairen Geschäftspraktiken und Beeinträchtigungen durch das Reiseportal konfrontiert, heißt es seit Jahren von den Hotelverbänden. Das Vorgehen von Booking beeinträchtige die Leistungsfähigkeit vieler Hotels „enorm“, heißt es unter anderem vom Hotelverband IHA.

Mit dem Aus für die Bestpreis-Klausel, die Booking selbst als „Preisparität“ und als großen Vorteil für die Kunden bezeichnet, ist eine der wichtigsten Forderungen der Hoteliers erfüllt. Aus Sicht klassischer Reisebüros hat die Abschaffung allerdings Vor- und Nachteile.

Denn einerseits spüren auch sie die zunehmende Macht des Online-Portals. Gleichzeitig wiederum arbeiten einige, darunter die Dertour Reisebüros, eng mit Booking zusammen und profitierten bislang von der Best-Price-Garantie des Anbieters.

Ein Gigant wird Booking allerdings auch künftig bleiben – und das wiederum gefällt Reisebüros weniger: Der Anteil der Buchungen, bei denen neben dem Hotel eine zweite Leistung gebucht wird (ohne dass daraus eine Pauschalreise wird), nimmt stetig zu. Er habe im ersten Quartal im „hohen einstelligen Bereich“ und um 50 Prozent über dem gleichen Zeitraum des Vorjahres gelegen, sagte Booking-Chef Glenn Fogel jüngst in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau (FR).

Immer mehr „Connected Trips“

Flüge sind dabei die nach den Hotels meistgebuchte Produktart. Ziel von Booking sei es, dass verschiedene Reiseprodukte künftig „nahtlos zusammenpassen“, so Glenn Fogel. Um das zu schaffen, gebe es aber „noch viel zu tun“, die aktuelle Technik sei „noch viel zu kompliziert und kostet Nerven“, gesteht der Manager im FR-Interview. Ein Schritt nach vorn sei der jüngst eingeführte KI-Reiseplaner. „Und da wird noch viel kommen“, kündigt Glenn Fogel an.

Ein Rückschlag war für Booking zuletzt das Verbot der EU-Kommission, den Flugvermittler Etraveli zu übernehmen. Das wollte die Holding nicht akzeptieren und zog gegen die Entscheidung vor Gericht. Man wolle Etraveli weiter übernehmen, denn das würde „helfen, den Connected Trip schneller und besser zu entwickeln“, betont der Booking-Chef.

Aus seiner Sicht sind die Vorbehalte gegen die Übernahme „rätselhaft“. Denn Etraveli unter dem Booking-Dach würde „den Wettbewerb in der Fliegerei sogar stärken“, so Glenn Fogel im FR-Gespräch.

2023 vermittelte Booking dem Vernehmen nach rund eine Milliarde Übernachtungen und erzielte damit einen Umsatz von 21 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn betrug Medienberichten zufolge mehr als vier Milliarden Dollar.

 
Matthias Gürtler