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TUI verlässt den DRV

TUI-Zentrale in Hannover: Der Austritt des größten Veranstalters in Deutschland ist ein Schock für den DRV

TUI-Zentrale in Hannover: Der Austritt des größten Veranstalters in Deutschland ist ein Schock für den DRV. Foto: mg

Das kommt überraschend: Deutschlands größter Reiseveranstalter TUI verlässt Deutschlands größten Reiseverband, den DRV. In einem Mitgliederrundschreiben des Verbands, das Freitagnachmittag versendet wurde, heißt es kurz und knapp: „Der Deutsche Reiseverband (DRV) bedauert, dass die TUI, ein großes und langjähriges Mitglied, beschlossen hat, den Verband zum Ende des Jahres zu verlassen. Dieser Austritt bezieht sich auf alle im DRV organisierten TUI-Gesellschaften.“

Davon abgesehen arbeite der DRV „weiterhin mit voller Kraft daran, die Interessen der Branche und seiner Mitglieder mit Nachdruck zu vertreten und die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Reisewirtschaft positiv zu gestalten“, heißt es in dem Statement.

TUI will eigene Interessenvertretung „schärfen“

Über die Hintergründe des Austritts kann nur spekuliert werden. Offiziell teilt TUI mit: „Wir sind uns bewusst, dass der DRV aufgrund seiner Mitgliederstruktur sehr unterschiedliche Themen besetzen will. Wir sind ein langjähriges Mitglied und haben uns diesen Schritt deshalb nicht leicht gemacht.“ Allerdings halte man „angesichts des viel internationaleren Wettbewerbsumfeldes eine Neuausrichtung für richtig“ und wolle die eigene Interessenvertretung „im Sinne des Outgoing-Tourismus schärfen“.

Unabhängig von einer Verbandsmitgliedschaft werde TUI „weiter mit allen Branchenpartnern den Dialog führen, um die Pauschalreise und die Interessen der Verbraucher zu stärken“. Dabei gehe es TUI vor allem darum, „im Wettbewerb mit anderen Marktteilnehmern vergleichbare Wettbewerbsbedingungen für die Pauschalreise, für Veranstalter und Reisebüros zu erreichen und zusätzliche Belastungen für Unternehmen und Kunden zu verhindern.“

Das Verwunderliche an diesem Statement: Genau darum geht es auch dem DRV. Auch er kämpft in Brüssel unter anderem dafür, dass der internationale Wettbewerb fair bleibt – vor allem angesichts bestehender und drohender EU-Regulierungen.

TUI will offenbar selbst Druck in Brüssel machen

Die sind TUI ein Dorn im Auge: Während deutsche Veranstalter „hohe Summen“ etwa für die Kundengeldabsicherung im DRSF aufbringen müssten, seien „viele internationale Wettbewerber von diesen Anforderungen befreit“. Das verschaffe ihnen Vorteile im Markt, die zu Lasten der deutschen Touristik-Unternehmen, der Pauschalreise und der Reisebüros gehen.

„Hier sehen wir in Zukunft einen besonderen Fokus unserer Interessenvertretung“, heißt es im Statement von TUI. Und ergänzend: „TUI wird ihre politische Interessenvertretung mit den Politik-Büros in Berlin und Brüssel sowie dem Politik-Team für die Destinationen stärken.“

Mit TUI verlassen Ende Dezember auch zwei aktuelle Vorstandsmitglieder den Verband: Reisebüro-Vertreter Peter Wittmann (Säule B) und Thomas Ellerbeck (Säule D). Besonders brisant: Seit einem Jahr ist TUI Mitglied im Reisebüro-Verband VUSR – und wird dies auch bleiben.

 
Matthias Gürtler